Meine Philosophie

Mensch & Hund: eine Beziehung im Gleichgewicht

Mir ist wichtig, dass wir unsere Hunde als unsere Freunde empfinden, als eigenständige Persönlichkeiten, die ihren eigenen Charakter und ihre eigenen Bedürfnisse haben. Hunde sind keine reinen Befehlsempfänger, die nur nach dem Willen ihres Besitzers funktionieren. Menschen, die sagen, dass ihr Hund einfach nur funktionieren muss, entgeht meines Erachtens der Hauptteil der hundlichen Seele, ihr Charme und ihre Persönlichkeit.

Manche Menschen brauchen das Gefühl der Kontrolle über ihren Hund, vielleicht weil sie sonst in ihrem Leben nichts kontrollieren können. (Aber wer kann das Leben denn schon kontrollieren?) Verstehen Sie mich nicht falsch: natürlich muss ein Hund in unserer zivilisierten Welt auf unsere Signalworte hören und sie auch befolgen. Aber er muss deswegen nicht beim Abrufen auf den Zentimeter genau in einem 90°-Winkel von meinem linken Bein absitzen, wenn ich ihn rufe. Ein paar Zentimeter hin oder her werden uns nicht umbringen. ;=)

philosophie_einsWarum wir unseren Hund verstehen lernen sollten

Damit wir mit ihm in einer glücklichen und ausgewogenen Beziehung leben können!

Wir haben den Wolf domestiziert, ihn durch gezielte Zucht verändert, bis er unseren Anforderungen entsprochen hat. Aber seither hat sich auch unsere Welt, unsere Zivilisation geändert. Wir halten uns Hunde in Wohnungen deren Rasse ursprünglich zum Bewachen von Schafherden gezüchtet wurde, und wundern uns, dass diesen Hunden das Stadtleben schon bald zu langweilig wird.

Erinnern wir uns wieder daran, woher der Hund stammt und welcher Rasse er jetzt angehört. Ein Hund lebt in einer Welt, die er nicht richtig verstehen kann, weil keiner von uns Menschen seine Sprache spricht. Natürlich lernt ein Hund schnell einzelne Worte und ihre Bedeutung, aber ganze Sätze kann er nicht verstehen. Seine Sprache ist eine andere. Hunde kommunizieren hauptsächlich über ihre Körpersprache und Mimik – die sogenannten Calming Signals (Beschwichtigungssignale). Für die Ohren eines Hundes reden wir also viel zu viel. ;=)

Anpassung auf beiden Seiten

Natürlich muss sich auch ein Hund unserer Welt anpassen. Schließlich können wir ihm nicht morgens die Haustür öffnen und ihm zum Futter jagen losschicken – so wie er es in der freien Natur tun würde. Aber wir können ihm etwas entgegenkommen und versuchen, ihn zu verstehen, seine Körpersprache richtig zu deuten, ihn – je nach seiner Rasse – körperlich und geistig auszulasten, ihn seiner Art gerecht ernähren – ihn also artgerecht behandeln.

Nur wenn wir lernen unseren Hund besser zu verstehen, wenn wir uns auf sein Wesen und seine Bedürfnisse einlassen und ihn als unseren Freund annehmen, bei dem es nicht so wichtig ist, dass er mir den gesamten Spaziergang am linken Bein klebt, sondern einfach nur neben mir hergeht, dann erreichen wir eine Beziehung im Gleichgewicht.
Eine Beziehung in der beide Seiten glücklich sind und zusammen alt werden können.

philosophie_zweiIch halte nichts von Erziehungsmethoden, die mit Strafe oder Erschrecken des Hundes einhergehen, nichts von Trainingshilfen, die dem Hund Schmerzen bereiten oder ihn verstören. Mancher dieser Trainingsmethoden scheinen zwar, oberflächlich betrachtet, schnell zu wirken und verändern das unerwünschte Verhalten. Diese Methoden zerstören aber auf Dauer das Vertrauen des Hundes in seinen Besitzer und können auch leicht ein anderes Fehlverhalten hervorrufen.

Meine Philosophie beruht auf dem Wesen des Hundes, seiner Psychologie, seiner Rasse und seines individuellen Charakters. Darauf gehe ich ein und danach richtet sich auch das Trainingskonzept.

Vergessen Sie nicht, unsere Hunde sind auf uns angewiesen und uns ausgeliefert. Sie müssen uns vertrauen, dass wir die richtigen Entscheidungen für sie treffen. Vielleicht vergleichen Sie es mit einer Eltern-Kind-Beziehung. Kinder würden auch Vieles tun und auch Vieles essen, was nicht gut für sie ist. Ein Hund (ein Kind) hat nicht die Wahl so wie wir – er muss auf uns vertrauen.
Wir können uns dafür entscheiden, heute einmal zu McDonald’s zu gehen und uns einmal nicht so gesund zu ernähren – unser Hund hat diese Wahl nicht. Er muss essen was wir ihm hinstellen, leben wie wir es ihm erlauben.

Es liegt also in unserer Verantwortung, richtig mit unserem Hund umzugehen.
Und diese Verantwortung sollten wir ernst nehmen.

Simone Häfelein, Ansbach, Januar 2011